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Straßenverkehrsunfälle in Nordrhein-Westfalen

Unfallatlas Themenseite

Straßenverkehrsunfälle in Nordrhein-Westfalen

Veränderungen im Pandemie-Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr

Auf dieser Themenseite möchten wir untersuchen, ob sich die Anzahl der Straßenverkehrsunfälle in NRW im Pandemie-Jahr 2020 verändert hat:

  • Wie haben sich die Unfallzahlen im Straßenverkehr im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?
  • Wann und wo sind besondere Veränderungen in den Zahlen festzustellen?
  • Zeichnen sich im Unfallgeschehen Tendenzen einer veränderten Häufung der beteiligten Verkehrsmittel ab?

Als Datengrundlage bietet sich der Unfallatlas der Statischen Ämter des Bundes und der Länder an. Mit der Aktualisierung des Atlas für das Berichtsjahr 2020 liegen für NRW ab sofort georeferenzierte Daten für zwei Jahre in Folge vor. Hieraus ergeben sich interessante Vergleichsmöglichkeiten auf kleinräumiger Ebene. Der Unfallatlas bietet die Möglichkeit, Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden in Deutschland koordinatenscharf zu erkunden.

Die im Unfallatlas für NRW erfassten Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden1) sind von 57 454 Unfällen in 2019 auf 49 328 in 2020 zurückgegangen. Das entspricht 14,1 Prozent weniger Unfällen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden.

In beiden Jahren sind bei einem Großteil der Unfälle Pkw beteiligt. Der Anteil der Unfälle mit Beteiligung von Pkw sinkt jedoch von 80,8 auf 77,0 Prozent. Die absolute Unfallzahl mit Pkw-Beteiligung geht demgegenüber deutlich um 18,1 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Den zweitgrößten Anteil machen die Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung aus. 2019 ist in 29,1 Prozent der Fälle ein Fahrrad beteiligt und 2020 in 33,4 Prozent der Fälle. Damit steigt der Anteil der Unfälle mit Beteiligung von Fahrrädern. In absoluten Zahlen ist aber auch hier ein Rückgang der Unfälle zu beobachten, allerdings nur um 1,4 Prozent.

Bereits Anfang des Jahres 2020 – also noch vor Beginn der Pandemie – liegt die Anzahl der Straßenverkehrsunfälle unter denen der ersten beiden Monate in 2019. Dies gilt insbesondere für die Unfälle mit Beteiligung von Pkw. In den folgenden Monaten des Jahres 2020 sinken die Unfallzahlen mit Pkw-Beteiligung vorrangig in den Monaten der Lockdown-Phasen (hellgraue Flächen in der Abbildung: März bis Mai und November bis Dezember). Im Sommer – zwischen den Lockdown-Phasen – steigen die Zahlen wieder an, bleiben aber unter den Werten des Vorjahres. Der Anstieg im September 2020 erreicht das Niveau des Septembers im Vorjahr. Ein anderes Bild zeigen die Unfallzahlen mit Beteiligung von Fahrrädern: Bereits im Frühling, während der ersten Lockdown-Phase, steigen die Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung schneller an als im selben Zeitraum des Vorjahres.

1) Entsprechen Unfalldaten bei Bereitstellung nicht den Plausibilisierungsanforderungen (Abgleich mit den Straßengeometrien der amtlichen Vermessungsverwaltungen), werden sie entfernt und nicht im Unfallatlas abgebildet. Grundsätzlich liegen die Zuordnungsquoten der Unfallkoordinaten in den Bundesländern bei mehr als 90 Prozent (Quelle: Unfallatlas).

Straßenverkehrsunfälle in NRW 2019 bis 2020 nach Art der Verkehrsbeteiligung

Quelle: Unfallatlas
Grafik: IT.NRW

Die prozentuale Veränderung der Straßenverkehrsunfälle in 2020 im Vergleich zu 2019 bestätigt noch einmal den generellen Rückgang der Unfallzahlen, insbesondere mit Beteiligung von Pkw. Ausgenommen von dieser Entwicklung sind, wie beschrieben, die Sommer- bzw. Spätsommermonate. Die prozentuale Veränderung zeigt, dass im August (-1,6 Prozent) und September (+0,2 Prozent) die Anzahl an Unfällen mit Pkw-Beteiligung der des Vorjahres nahezu entspricht. Die Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung nehmen in diesen Monaten hingegen deutlich zu. Im September liegt die Anzahl der Unfälle mit Fahrrädern sogar mehr als 30,0 Prozent über dem Wert von 2019.

Prozentuale Veränderung der Straßenverkehrsunfälle in NRW 2020 gegenüber 2019
nach Art der Verkehrsbeteiligung

Quelle: Unfallatlas
Grafik: IT.NRW

Zu bestimmten Uhrzeiten eines Tages häufen sich die Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Für 2019 fällt um 7 Uhr morgens ein erster Anstieg der Unfälle insbesondere mit Pkw- und Fahrrad-Beteiligung auf. Zu dieser Zeit machen sich viele Personen auf den Weg z. B. zur Arbeit oder Schule. Nachmittags steigt die Anzahl an Unfällen bei allen Verkehrsteilnehmenden wieder an, die höheren Unfallzahlen verteilen sich dann jedoch stärker über mehrere Stunden. Die Unfälle mit Pkw- und Fahrrad-Beteiligung weisen insgesamt einen relativ ähnlichen Verlauf auf.

Straßenverkehrsunfälle in NRW 2019 nach Art der Verkehrsbeteiligung und Uhrzeit

Quelle: Unfallatlas
Grafik: IT.NRW

Der Vergleich beider Jahre zeigt: Zu den Tageszeiten, zu denen sich auch absolut mehr Unfälle ereignen, weicht die Anzahl der Unfälle mit Pkw-Beteiligung am stärksten von den Vorjahreszahlen ab. In den Hauptpendlerzeiten morgens liegt der Rückgang der Unfälle mit Pkw ca. zwischen 20,0 und 30,0 Prozent. Hingegen liegen die Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung zwischen 10 und 15 Uhr bis zu 15,0 Prozent über dem Niveau von 2019.

Prozentuale Veränderung der Straßenverkehrsunfälle zwischen 5 und 21 Uhr*)
in NRW 2020 gegenüber 2019 nach Art der Verkehrsbeteiligung

*) Da die Anzahl an Unfällen am Abend oder in der Nacht absolut sehr gering ist, wurden diese Uhrzeiten aus dem Vergleich ausgeschlossen.
Quelle: Unfallatlas
Grafik: IT.NRW

Der Vergleich der Straßenverkehrsunfallzahlen nach Wochentagen zeigt für 2019 und 2020 ein sehr ähnliches Bild. Nahezu 80,0 Prozent der Unfälle ereignen sich an den Tagen von Montag bis Freitag und der deutlich geringere Teil an den Wochenenden (ca. 20,0 Prozent). Der Rückgang an Straßenverkehrsunfällen führt dementsprechend zu keinem veränderten Verhältnis zwischen den Wochentagen.

Straßenverkehrsunfälle in NRW 2019 und 2020 nach Wochentagen

Quelle: Unfallatlas
Grafik: IT.NRW

Die animierte Kartendarstellung von NRW zeigt die kleinräumige Entwicklung der Straßenverkehrsunfälle im Verlauf der Monate in km²-Gitterzellen. Die Heatmap basiert auf einer Kerndichteschätzung. Demzufolge enthalten die Gitterzellen in den Kartendarstellungen die Unfalldichte, berechnet auf Basis der Anzahl an Unfällen in einem Umkreis von 5 km. Die animierten Karten stellen die Differenz eines Monats in 2020 zum Vorjahresmonat dar. Je dunkler der Blauton, desto höher ist die Abnahme der Unfälle in der eingefärbten Fläche. Eine Einfärbung in Orange zeigt eine Zunahme an Unfällen in 2020.

Tipp: Nutzen Sie die Steuerungselemente der animierten Darstellung, um die Animation zu starten, bei einem bestimmten Monat zu pausieren, vor- bzw. zurückzuspringen oder wieder an den Anfang zu gelangen.

In den Monaten der Lockdown-Phasen (März bis Mai und November bis Dezember) nimmt der Anteil an blau eingefärbten Gitterzellen zu. In Köln und Münster ist der Rückgang im April und Mai sowie im November und Dezember am deutlichsten ausgeprägt. Dort verdichten sich Gitterzellen mit einem Rückgang von mehr als 1,5 Unfällen pro km². Regionen, in denen die Unfallzahlen während der Lockdown-Phasen zugenommen haben (Flächen mit heller oranger Einfärbung), liegen vorwiegend in eher ländlich geprägten Regionen. Die Zunahmen fallen in diesen Gebieten jedoch relativ gering aus und liegen vorrangig zwischen 0 und 0,5 Unfällen pro km².

Differenz der Straßenverkehrsunfälle (aller Verkehrsteilnehmenden) pro km² in NRW 2020
gegenüber dem Vorjahresmonat

© Geobasis NRW 2020 Verwaltungsgrenzen

Die Differenzen der Straßenverkehrsunfälle mit Pkw- und Fahrrad-Beteiligung von 2020 gegenüber dem Vorjahr bestätigen zum einen das Bild, dass die Unfälle mit Pkw im direkten Vergleich stärker zurückgegangen sind. Hier zeigt die Karte mehr blaue Flächen und das vor allem in den Zentren der größeren Städte wie Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln, und Münster. Bei den Unfällen mit Fahrrad-Beteiligung fallen zum anderen nur wenige Regionen auf, in denen die Zahlen stärker zurückgegangen sind. Dafür wird deutlich, wo sich die bereits beschriebenen Zunahmen örtlich konzentrieren: im Stadtkern von Düsseldorf sowie punktuell in der Innenstadt von Wuppertal.

 

Differenz der Straßenverkehrsunfälle mit Pkw-Beteiligung (links) und Fahrrad-Beteiligung (rechts) pro km² in NRW 2020 gegenüber 2019
pkw_2020_2019.png
rad_2020_2019.png

© Geobasis NRW 2020 Verwaltungsgrenzen

Auf Basis der georeferenzierten Unfalldaten können einzelne Unfallschwerpunkte in NRW ermittelt werden. Methodisch werden diese Unfallschwerpunkte mittels einer dichtebasierten Clusteranalyse.

Auch wenn die kleinräumige Kartendarstellung in obiger Heatmap für Köln einen Rückgang an Unfällen gezeigt hat, liegen dort in 2020 dennoch die meisten Unfallschwerpunkte. Bei Betrachtung aller Verkehrsteilnehmenden zeigen sich zwei Unfallschwerpunkte in Köln, ein dritter ist in Düsseldorf zu verorten. In diesen beiden Städten lagen bereits 2019 die Schwerpunkte mit der höchsten Anzahl an Unfällen (siehe Auflistung der Unfallschwerpunkte). Für beide Jahre lag einer der Unfallschwerpunkte in Köln im Bereich Aachener Straße und Universitätsstraße.

Unfallschwerpunkte aller Verkehrsteilnehmenden*) in NRW 2019 und 2020

2019 2020
Köln: Aachener Straße Universitätsstraße (15 Unfälle)
Düsseldorf: Kölner Straße (Haltestelle: Oberbilker Markt/Warschauer Straße) (14 Unfälle)
Köln: Zoobrücke (14 Unfälle)
Köln: Innere Kanalstraße/Vogelsanger Straße (13 Unfälle)
Düsseldorf: Grafenberger Allee/Dorotheen­straße/Lindemann­straße (12 Unfälle)
Köln: Aachener Str./Innere Kanal­straße/Universitäts­straße (12 Unfälle)
Köln: Melatengürtel/Sömmering­straße /Venloer Straße (12 Unfälle)
*) Dichtebasierte Clusteranalyse, Parameter: Minimale Anzahl an Unfällen = 13 (2019), 12 (2020), Suchentfernung: 50 m

 

Getrennt nach Pkw- und Fahrrad-Beteiligung liegen die Unfallschwerpunkte im Jahr 2020 ebenfalls vorwiegend in Köln. Bei den Unfällen mit Pkw-Beteiligung sind zusätzlich Essen und Hagen zu nennen. Unfallschwerpunkte mit Fahrrad-Beteiligung gab es 2019 neben Köln in Bocholt, Düsseldorf und Münster.

Unfallschwerpunkte mit Pkw-Beteiligung*) in NRW 2019 und 2020

2019 2020
Köln: Aachener Straße/Universitätsstraße (13 Unfälle)
Essen: Kruppstraße/Friedrichstraße (12 Unfälle)
Köln: Zoobrücke (12 Unfälle)
Essen: Burggrafen­straße/Frillendorfer Str. (10 Unfälle)
Köln: Melatengürtel/Sömmering­straße/Venloer Straße (10 Unfälle)
Essen: Bottroper Str./Friedrich-Lange-Straße/Hövel­straße (9 Unfälle)
Hagen: Enneper Str./Grundschötteler Str./An der Kohlenbahn (9 Unfälle)
Köln: Innere Kanalstraße/ Subbelrather Str. (9 Unfälle)
*) Dichtebasierte Clusteranalyse, Parameter: Minimale Anzahl an Unfällen = 12 (2019), 9 (2020), Suchentfernung: 50 m

Unfallschwerpunkte mit Fahrrad-Beteiligung*) in NRW 2019 und 2020

2019 2020
Köln: Zülpicher Straße (9 Unfälle)
Köln: Stadtwaldgürtel/Aachener Straße (8 Unfälle)
Köln: Bonner Straße/Koblenzer Straße (8 Unfälle)
Köln: Innere Kanalstraße/Vogelsanger Straße (8 Unfälle)
Bocholt: Ravardistraße/Meckenemstraße (8 Unfälle)
Düsseldorf: Bereich: Kölner Straße (Haltestelle: Oberbilker Markt/Warschauer Straße) (8 Unfälle)
Münster: Ludgeriplatz (8 Unfälle)
Münster: Hafenstraße/Bahnhofsstraße (8 Unfälle)
Köln: Aachener Str./Innere Kanalstraße/Universitäts­straße (9 Unfälle)
Köln: Neusser Str. (Haltestelle Wilhelm-Sollmann-Str.) (9 Unfälle)
Köln: Zülpicher Str./Zülpicher Wall (9 Unfälle)
*) Dichtebasierte Clusteranalyse, Parameter: Minimale Anzahl an Unfällen = 9, Suchentfernung: 50 m