Wohnungsbau in Nordrhein-Westfalen
Räumliche Auswertungen der Baugenehmigungsstatistik auf Basis von Geokoordinaten
Durchschnittlich rund 18 000 neue Wohngebäude genehmigten die nordrhein-westfälischen Bauämter in den Jahren 2017 bis 2019. Wo diese Bauvorhaben geplant sind, kann anhand der standardmäßig erhobenen Daten der amtlichen Baugenehmigungsstatistik bis auf Ebene der Gemeinden dargestellt werden.
Die Verknüpfung dieser Daten mit Geokoordinaten ermöglicht Auswertungen auch auf anderen räumlichen Ebenen. Im Rahmen dieser Analyse soll untersucht werden, wie sich die Bauvorhaben von Wohngebäuden in Nordrhein-Westfalen in den 1 km x 1 km-Gitterzellen verteilen und wo auch innerhalb der kreisfreien Städte und Gemeinden lokale Schwerpunkte zu erkennen sind. Die Analyse nimmt dabei ausgewählte Merkmale der genehmigten Wohnneubauten in den Blick und versucht, die folgenden Fragen zu beantworten:
- Wo in NRW sollen diese genehmigten Wohngebäude entstehen? Und wo sind hier die Wohnneubauten mit ein bis zwei Wohnungen geplant?
- Wo sind Wohnungen mit ein bis zwei Räumen, mit drei bis fünf und Wohnungen mit sechs und mehr Räumen geplant?
- Wo planen Wohnungsunternehmen und wo private Bauherrinnen und Bauherren Wohnneubauten zu errichten?
- Welche Heizenergiequellen sollen in den genehmigten Wohngebäuden zum Einsatz kommen? Wo werden konventionelle, wo erneuerbare Energieträger verwendet?
Die dargestellten Ergebnisse basieren auf den geokodierten Baugenehmigungsdaten der Berichtsjahre 2017 bis 2019 und fokussieren sich nur auf neugebaute Wohngebäude ohne Wohnheime. Baugenehmigungen für Nichtwohngebäude (die ca. 10 Prozent aller Baugenehmigungen ausmachen) und für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden (ca. 40 Prozent aller Baugenehmigungen) werden nicht berücksichtigt.
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Wohnneubauten insgesamt: Wo viele Menschen leben, soll auch viel gebaut werden
Die räumliche Verteilung von genehmigten Wohnneubauten (ohne Wohnheime) spiegelt im Wesentlichen die Verteilung der Bevölkerung von NRW wider: Wo viele Menschen leben (Rheinschiene, Ruhrgebiet, Oberzentren), werden auch viele Bauanträge gestellt und damit Baugenehmigungen erteilt.
Allerdings zeigen sich auch in weniger dicht besiedelten Gemeinden im Münsterland lokale Schwerpunkte von genehmigten Wohnneubauten. Im Sieger- und Sauerland hingegen finden sich kaum räumliche Konzentrationen.
Die Verteilung innerhalb der Gemeinden variiert. In einigen Gemeinden konzentrieren sich die Genehmigungen für Wohnneubauten auf den Ortskern (z. B. in Greven, Soest oder Paderborn). In anderen Gemeinden verteilen sie sich gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet (z. B. in Neuss, Mönchengladbach oder Bielefeld).
Wohnneubauten mit ein bis zwei Wohnungen: Genehmigungen in Großstädten am Stadtrand, sonst auch im Stadtkern
Konzentrationen von genehmigten Neubauten mit ein bis zwei Wohnungen – typischerweise Ein- und Zweifamilienhäuser – finden sich vor allem in Gemeinden im räumlichen Umfeld von wichtigen Oberzentren wie z. B. Köln und Düsseldorf, aber auch im nördlichen Münsterland, am Niederrhein und in Teilen Ostwestfalens.
Innerhalb von Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sollen sie tendenziell am Stadtrand entstehen (z. B. Dortmund, Essen, Köln). In manchen kleinen und mittelgroßen Städten sind jedoch auch im Stadtkern Konzentrationen zu erkennen (z. B. Paderborn, Kamp-Lintfort, Goch).
Datenbasis: Grundlage der Auswertung sind die genehmigten Wohnneubauten ohne Wohnheime. Baugenehmigungen für Nichtwohngebäude und für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden werden nicht berücksichtigt.
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Wohnungen insgesamt: Viele Neubauwohnungen in Orten mit hoher Bevölkerungszahl
Wie die genehmigten Wohnneubauten insgesamt konzentrieren sich auch die darin genehmigten Wohnungen räumlich dort, wo die Einwohnerzahl hoch ist. Dabei werden insbesondere in Großstädten viele Wohneinheiten im Stadtkern genehmigt. Hierbei handelt es sich u. a. um einzelne Bauvorhaben mit vielen Wohneinheiten.
Wohnungen mit ein bis zwei Räumen: Genehmigungen vorrangig in Großstädten in Ortsteilen mit guter Infrastruktur
Wohnungen mit ein bis zwei Räumen sind vor allem in Großstädten wie Köln, Düsseldorf oder Münster geplant. Vereinzelt gibt es auch in kleineren Gemeinden räumliche Konzentrationen.
Innerhalb der Gemeinden sollen die neuen Ein- und Zweiraumwohnungen vorrangig in Bereichen entstehen, die sich durch eine gute Versorgung mit öffentlicher und privater Infrastruktur (z. B. ÖPNV, Theater, Arztpraxen, Supermärkte) sowie durch eine schnelle Erreichbarkeit von zentralen Einrichtungen (z. B. Universitäten, Bahnhof) auszeichnen.
Wohnungen mit drei bis fünf Räumen: Genehmigungen in Großstädten im gesamten Stadtgebiet, in kleineren Gemeinden im Ortskern
Schwerpunkte für den Bau von Wohnungen mit drei bis fünf Räumen finden sich entlang der Rheinschiene von Bonn bis Duisburg, längs der A40 von Duisburg bis Dortmund und längs der A2 von Dortmund bis Bielefeld. Aber auch rund um Aachen sowie im nördlichen und westlichen Münsterland gibt es Kommunen mit höheren Konzentrationen.
Während sich die geplanten Drei- bis Fünfraumwohnungen in größeren Städten nahezu über das gesamte Stadtgebiet verteilen, befinden sie sich in kleineren Kommunen eher im Ortskern.
Wohnungen mit sechs und mehr Räumen: Genehmigungen je nach Gemeinde im Ortskern oder am Stadtrand
Wohnungen mit sechs und mehr Räumen sollen nur punktuell in höherer Anzahl gebaut werden. Innerhalb der Gemeinden werden sie sowohl am Stadtrand (z. B. in Dortmund, Essen und Mönchengladbach) als auch im Ortskern (z. B. in Paderborn, Münster und Düsseldorf) genehmigt.
Datenbasis: Grundlage der Auswertung sind die Wohnungen in genehmigten Wohnneubauten ohne Wohnheime. Baugenehmigungen für Nichtwohngebäude und für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden werden nicht berücksichtigt
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Wohnneubauten im Auftrag von Wohnungsunternehmen: Genehmigungen je nach Gemeinde im Ortskern oder am Stadtrand
Die genehmigten Gebäude der Wohnungsunternehmen sollen vorrangig in Städten und Gemeinden entlang der Rheinschiene zwischen Bonn und Duisburg, längs der A40 zwischen Duisburg und Dortmund sowie im Bergischen Städtedreieck (Wuppertal, Solingen, Remscheid) entstehen.
Innerhalb der Gemeinden zeigt sich ein gemischtes Bild. Während sich diese Baugenehmigungen in Düsseldorf eher im Zentrum konzentrieren, finden sie sich in Dortmund am Stadtrand wieder.
Wohnneubauten im Auftrag von Privathaushalten: Genehmigungen in Großstädten am Stadtrand, sonst häufig im Ortskern
Die Baugenehmigungen für Wohnneubauten privater Bauherrinnen und Bauherren verteilen sich nahezu über ganz NRW. Ausnahmen mit vergleichsweiser niedriger Konzentration finden sich z. B. im Sieger- und Sauerland.
Die Baugenehmigungen, die an private Haushalte erteilt wurden, konzentrieren sich in kleineren Gemeinden häufig im Ortskern (z. B. Haltern am See, Mechernich, Goch) und in größeren Städten am Stadtrand (z. B. Dortmund, Duisburg, Köln).
Datenbasis: Grundlage der Auswertung sind die genehmigten Wohnneubauten ohne Wohnheime. Baugenehmigungen für Nichtwohngebäude und für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden werden nicht berücksichtigt.
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Wohnneubauten mit konventioneller primärer Heizenergie: Genehmigungen in Großstädten am Stadtrand, innerhalb kleinerer Gemeinden in einzelnen Ortsteilen
Wohnneubauten mit konventionellen primären Heizenergiequellen (Öl, Gas und Strom) sind schwerpunktmäßig in Städten und Gemeinden entlang der Rheinschiene, der A40 und A2 sowie im nördlichen Münsterland geplant.
Innerhalb der kleineren Gemeinden konzentrieren sich diese genehmigten Neubauten auf einzelne Ortsteile und in größeren Städten am Stadtrand.
Wohnneubauten mit erneuerbarer primärer Heizenergie: Genehmigungen in Großstädten am Stadtrand, innerhalb kleinerer Gemeinden in einzelnen Ortsteilen
Die genehmigten Neubauten mit erneuerbaren primären Heizenergiequellen (wie Geo-, Solar-, Umweltthermie, Holz, Biogas) verteilen sich gleichmäßiger über alle Gemeinden in NRW. Leichte Konzentrationen finden sich im Rheinland, am Niederrhein, im Ruhrgebiet und in Ostwestfalen.
Gebäude, die hauptsächlich mit erneuerbaren Energieträgern beheizt werden, sollen innerhalb von kleineren Gemeinden in einzelnen Ortsteilen und in größeren Städten eher am Stadtrand entstehen.
Datenbasis: Grundlage der Auswertung sind die genehmigten Wohnneubauten ohne Wohnheime. Baugenehmigungen für Nichtwohngebäude und für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden werden nicht berücksichtigt.
Datengrundlage und Methode
Bei den in dieser Veröffentlichung verwendeten Daten handelt es sich um sogenannte experimentelle Daten. Im Rahmen der experimentellen Statistik untersucht IT.NRW das Potenzial neuer Daten(quellen) und Methoden, die bislang nicht standardmäßig in der amtlichen Statistik genutzt werden.
Grundlage für die hier präsentierten experimentellen Auswertungen sind die geokodierten Einzeldaten der Statistik der Baugenehmigungen aus den Jahren 2017 bis 2019.
Für die Analyse wurde die Methode der Kerndichteschätzung verwendet, eine für die amtliche Statistik neue Methode, um die Daten der geokodierten Baugenehmigungen möglichst kleinräumig georeferenziert darstellen zu können bei gleichzeitigem Schutz der Einzelangaben.
In der Regel werden in Karten auf Ebene von Gitterzellen mithilfe einer Farbcodierung die exakten oder ungefähren Werte einer Statistik dargestellt. Um Einzelangaben zu schützen, müssen häufig Zellsperrungen vorgenommen werden, d. h. manche Gitterzellen erhalten keinen Wert. Dieses Vorgehen führt zu einem unerwünschten Informationsverlust. Da bei der Kerndichteschätzung nicht nur die Werte einer einzelnen Gitterzelle, sondern auch die der Nachbarzellen mit eingehen, werden die tatsächlichen Werte der Gitterzellen verändert. Die Veränderung ist hinreichend groß, um Rückschlüsse auf Einzelangaben zu verhindern – trotzdem können regionale Verteilungen erfasst sowie lokale Schwerpunkte oder Regionen mit schwacher Ausprägung identifiziert werden. Die Kerndichteschätzung wurde auf Ebene der 100 m x 100 m-Gitterzellen berechnet und für diese Publikation anschließend auf Gitterzellen mit einer Seitenlänge von 1 km aggregiert. Eine ausführliche Beschreibung der Methode finden Sie auf unserer Seite zur experimentellen Statistik.
Hinweis zur Vergleichbarkeit der Daten
Die mit der Kerndichteschätzung visualisierten Angaben der geokodierten Einzeldaten der Baugenehmigungsstatistik sind nicht mit den Angaben vergleichbar, die im Rahmen des amtlichen Veröffentlichungsprogramms zur Statistik der Baugenehmigungen publiziert werden. Denn bei der georeferenzierten Auswertung konnten nur Einzeldatensätze der Statistik der Baugenehmigungen berücksichtigt werden, deren Verortung bei der Geokodierung hinreichend genau zu ermitteln war (mindestens die Zuordnung auf den Straßenmittelpunkt wurde erreicht). Grundsätzlich konnten rund 88 Prozent der Baugenehmigungseinzeldaten für Wohnneubauten in Nordrhein-Westfalen der Berichtsjahre 2017 bis 2019 hinreichend genau verortet werden und standen damit für experimentelle Auswertungen zur Verfügung.
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